30. Newsletter im August 2025

Newsletter für die Mitglieder – September 2025

Netzexpress: Freileitungsgrundsatz abgewendet!

Nur zwei Wochen nach der Volksabstimmung über das «Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien» im Juni 2024 hat der Bundesrat massgebliche Änderungen im Elektrizitätsgesetz (EleG) in die Vernehmlassung geschickt. Dieses Mal mit dem Ziel, das Bewilligungsverfahren für den Aus- und Umbau der Stromnetze zu beschleunigen.

Der Verein HSUB hat Stellung zur Vorlage bezogen (wir haben unsere Mitglieder informiert). Unsere grösste Kritik war, dass der Bundesrat für den Bau von Hochspannungsleitungen einen Freileitungsgrundsatz ins Gesetz schreiben wollte. Verkabelungen sollten nur noch unter bestimmten Kriterien geprüft werden müssen (z.B. Schutz vor nichtionisierender Strahlung oder wenn Objekte von nationaler Bedeutung betroffen wären).

Dagegen regte sich Widerstand – nicht nur vonseiten HSUB, sondern auch von den meisten Kantonen sowie den Umweltschutz- und Heimatschutzorganisationen. Der Bundesrat sah in der Folge von einer Änderung von Art. 15b des EleG ab, der besagt, dass eine Leitung mit einer Nennspannung von 220 kV oder höher als Freileitung oder Erdkabel ausgeführt werden kann.

Am 21. Mai 2025 hat er die Botschaft zur Revision des Elektrizitätsgesetzes zuhanden des Parlaments verabschiedet. Diese sieht unter anderem vor:

  • Neu braucht es für den Ersatz oder die Sanierung bestehender Hochspannungsleitungen auf dem bisherigen Trassee oder daran angrenzend kein Sachplanverfahren mehr.
  • Künftig soll das Interesse an Anlagen des Übertragungsnetzes anderen nationalen Interessen grundsätzlich vorgehen. Ausnahmen sind z.B. Biotope von nationaler Bedeutung. In jedem Einzelfall muss nach wie vor eine Interessenabwägung durchgeführt werden. Diese kann ergeben, dass die Schutz- und Raumplanungsinteressen die Interessen der Energieversorgung überwiegen.
  • Der Bau von Trafostationen ausserhalb der Bauzone wird wesentlich vereinfacht, indem diese unter gewissen Voraussetzungen als standortgebunden gelten.
  • Falls es bundesintern zu Differenzen bei Plangenehmigungsverfahren kommt, muss innert 30 Tagen ein Bereinigungsversuch vorgenommen werden. Wird zwischen der Leit- und der Fachbehörde keine Einigung erzielt, entscheidet die Leitbehörde.

Medienmitteilung des Bundesrats vom 21. Mai 2025 mit der Botschaft ans Parlament
Einschätzungen von Stephan Bärtschi zum Netzexpress

HSUB-Generalversammlung am 22. November 2025

Die Generalversammlung findet am Samstag, 22. November 2025 in Bern statt. Als Referenten konnten wir Dr. Volker Waschk aus Deutschland gewinnen. Der Physiker ist anerkannter Spezialist für Hoch- und Höchstspannungsleitungen. Nach fast 20 Jahren bei der NKT, einem führenden Lieferanten von Kabeln und Kabelzubehör, ist Herr Waschk seit 2022 freiberuflich als Berater für Kabelsysteme tätig.
Die offizielle Einladung zur GV wird ein paar Wochen vorher per Post veschickt.

Stephan Bärtschi neu im HSUB-Vorstand

Der Präsident vom Verein Verträgliche Starkstromleitung Reusstal (VSLR) ist bereit, im HSUB-Vorstand mitzuarbeiten. Der VSLR wehrt sich gegen die gigantische 380 kV-Freileitung mit 90 Meter hohen Masten quer durch das idyllische Reusstal und kämpft für eine Verkabelung zwischen Niederwil und Obfelden. Auch die Gemeinden und viele betroffene Anwohner fordern eine Erdverlegung, weil sie technisch machbar, sicherer, umweltschonender ist. Herzlichen Dank an Stephan für das Engagement!
Website des VSLR

Unterstützung des VSLR durch den HSUB

Das Leitungsprojekt im Reusstal (siehe oben) kommt in eine wichtige Phase. Die Auflage der Plangenehmigung durch Swissgrid wird im Herbst 2025 erwartet. Dadurch erhält der VSLR die Möglichkeit, die Argumente der abgewiesenen Aufsichtsbeschwerde durch ein Gericht überprüfen zu lassen. Auch die fehlerhafte Berechnung der Verluste der Blindleistungskompensation und die allgemein raumplanerisch bessere Verträglichkeit von Erdkabeln sollen angemahnt werden. Der HSUB-Vorstand hat beschlossen, den VSLR mit CHF 10’000 Franken zu unterstützen.

Heini Glauser im «Echo der Zeit»

Am 4. August 2025 berichtet das «Echo der Zeit» von SRF über das Thema «Stromleitungen vermehrt in den Boden?». Im Beitrag wird deutlich, dass sich Swissgrid daran stört, dass der Bundesrat den «Freileitungsgrundsatz» aus der geplanten Revision des Energiegesetzes ge­strichen hat (siehe oben). Unser Geschäftsleiter Heini Glauser hielt dagegen.
Radiobeitrag

Swissgrid will kein Erdkabel für die erste Jurakette

Nein, Sie sehen nicht doppelt oder dreifach. Auf dem Rüttelhorn stehen tatsächlich drei Masten, welche die Seile der beiden Leitungen von der Unterstation Wangen in die Region Basel führen. Swissgrid plant, die beiden Hochspannungsleitungen zu erneuern. Der Präsident der betroffenen Gemeinde Herbetswil, Nationalrat Stefan Müller-Altermatt, fordert anstelle der Freileitungen einen Tunnel, wie er am Grimselpass geplant ist. Swissgrid lehnt die Verkabelung aufgrund technischer Probleme und hoher Kosten ab.
Artikel in der Berner Zeitung

Im Tessin sollen 140 km Leitungen rückgebaut werden

Für einmal gute Nachrichten (zumindest teilweise): Im Kanton Tessin sollen 140 Kilometer Stromleitungen zurückgebaut werden und durch neue Freileitungen und Kabelleitungen ersetzt werden. Dies ist das Resultat einer Studie der Netzgesellschaft Swissgrid, des Tessiner Elektrizitätswerks AET und der SBB. Das «Tessiner Modell», das die Landschaften verschönert und das Stromnetz für die Zukunft sicher macht, soll auch auf andere Kantone übertragen werden.
Artikel auf Watson und Swissinfo