Liebe Mitglieder und weitere Interessierte
Nach längerer Pause melden wir uns wieder mit Informationen zu laufenden Projekten und spannenden Informationen.
Laufende Projekte, bei denen sich die HSUB aktiv einsetzt:
Gemmileitung
Die Plangenehmigungsverfügung des BFE über eine Umrüstung der 220kV Freileitung Bickigen-Chippis (“Gemmileitung”) auf 380kV wurde vom Bundesverwaltungsgericht zurückgewiesen (Urteil hier einsehbar: Bundesverwaltungsgerichtsurteil 13.12.2023), die Anträge der Beschwerdeführerin wurden teilweise gutgeheissen. Allerdings wurde vom Bundesrat eine befristete Spannungserhöhung der bestehenden Leitung auf 380kV in Strommangellage gutgeheissen.
Reusstalleitung
Die Leitung Niederwil – Obfelden (Reuss Ost) soll von 220kV auf 380kV aufgerüstet werden (geplanter Start Plangenehmigungsverfahren Ende dieses Jahres). Dagegen hat der Verein VSLR, Gruppe Reusstal Beschwerde eingelegt. Dies, da sich im vorangehenden Mitspracheverfahren die lokalen Behörden und die Anwohnenden klar gegen eine Freileitung und für eine Verkabelung ausgesprochen hatten. Der VSLR ist ausserdem überzeugt, dass in der Bewertungstabelle des Variantenvergleichs Fehler in der Berechnung entstanden sind, welche zu einem falschen Urteil geführt haben. Daher hatte er bereits Beschwerde eingereicht, welche vom Bundesrat aber abgewiesen wurde. Daher wird die Gruppe Reusstal nun den juristischen Kampf gegen die Freileitung starten. Die HSUB hat beschlossen, den juristischen Kampf für eine Verkabelung mit Fr. 10’000 zu unterstützen.
Innertkirchen – Oberwald
Die HSUB ist sehr erfreut über den geplanten Rückbau der Freileitung über den Grimselpass (Leitung Innertkirchen-Ulrichen), welche durch eine Kabelvariante ersetzt werden soll. Dadurch verschwinden rund 120 Masten aus dieser einmaligen Landschaft. Auf den letzten Kilometern zwischen Oberwald und Ulrichen soll die Leitung jedoch als Freileitung geführt werden. Betroffene Anwohner:innen setzen sich dafür ein, dass die Kabelvariante bis Ulrichen weitergezogen wird und erst dort der Übergang in die bestehende Freileitung stattfindet. Die HSUB fordert gemeinsam mit ihnen eine Erdverlegung. Es gibt keinen offensichtlichen Grund, weshalb die Kabelleitung nicht bis Ulrichen verlängert werden soll.
Erneuerung Dienstleistungsverträge Fällanden – Benken
Swissgrid ist bestrebt, die Dienstleistungsverträge der Freileitung Fällanden – Benken zu erneuern. Viele betroffene Anwohner sind mit den vorgeschlagenen Bedingungen des neuen Vertrages nicht einverstanden. Mitglieder der HSUB, insbesondere die Gemeinde Fällanden, engagieren sich für betroffene Anwohner.
Petition gegen die Hochspannungsleitung in der Leventina
Die alte Verbindung zwischen den Umspannwerken Ariolo und Lavorgo (220 kV) soll abgebaut und durch eine leistungsstärkere Freileitung (380 kV) ersetzt werden. Die 23 km lange Leitung wird auf rund 100 m hohen Masten geplant, die vom ganzen Tal aus sichtbar sind und die Landschaft schwer beeinträchtigen. Eine Petition verlangt die Prüfung von Alternativlösungen mit Erdverkabelung. Die Petition kann noch bis Ende April unterschrieben werden. Unterschriftenbögen in Deutsch, Französisch und Italienisch finden sich hier: https://www.bastatralicci.ch/petizioni
HSUB informiert über den Mantelerlass
Das schweizerische Energiegesetz (EnG) und seine Umsetzung können verschiedene landschaftliche Auswirkungen haben, insbesondere im Zusammenhang mit dem Ausbau erneuerbarer Energien und der Reduzierung der Nutzung traditioneller Energiequellen wie Atomkraft und fossilen Brennstoffen. Hier sind einige potenzielle landschaftliche Auswirkungen:
- Veränderungen der Landnutzung: Der Ausbau erneuerbarer Energien wie Wind- und Solarenergie erfordert oft größere Flächen für Anlagen wie Windparks, Solarfarmen oder Biomasseanlagen. Dies kann zu Veränderungen der Landnutzung führen, insbesondere in ländlichen Gebieten, wo solche Anlagen oft errichtet werden.
- Visuelle Auswirkungen: Der Bau von Windparks und Solarenergieanlagen kann das Landschaftsbild verändern und in einigen Fällen als visuell störend empfunden werden. Dies kann Auswirkungen auf den ästhetischen Wert von Landschaften haben und potenziell zu Konflikten mit Anwohnern oder Naturschutzorganisationen führen.
- Eingriffe in natürliche Lebensräume: Die Errichtung von Energieinfrastruktur, insbesondere in sensiblen Ökosystemen oder Gebieten mit hoher natürlicher Vielfalt, kann zu Eingriffen in natürliche Lebensräume führen. Dies kann Auswirkungen auf die lokale Flora und Fauna haben und den Erhalt von bedrohten Arten gefährden.
- Landschaftsfragmentierung: Der Bau von Energieinfrastruktur wie Windparks oder Stromleitungen kann zur Fragmentierung von Landschaften führen, indem sie natürliche Lebensräume unterbrechen und die Bewegung von Tierarten einschränken. Dies kann die ökologische Konnektivität beeinträchtigen und negative Auswirkungen auf die Biodiversität haben.
- Wassernutzung und Auswirkungen auf Gewässer: Die Nutzung von Wasserkraft als erneuerbare Energiequelle kann Auswirkungen auf Flüsse und Gewässer haben, einschließlich Veränderungen des Wasserflusses, Beeinträchtigungen von Lebensräumen für aquatische Lebensformen und potenzielle Konflikte um die Wassernutzung zwischen verschiedenen Interessengruppen.
Es ist wichtig anzumerken, dass die landschaftlichen Auswirkungen des EnG kontextabhängig sind und von verschiedenen Faktoren wie Standortwahl, Planung, Umweltschutzmaßnahmen und Beteiligung der lokalen Gemeinschaften beeinflusst werden können. Daher ist eine sorgfältige Abwägung der potenziellen Auswirkungen und die Einbeziehung verschiedener Interessengruppen in den Planungsprozess entscheidend, um einen nachhaltigen Energieausbau zu ermöglichen, der die landschaftliche Integrität respektiert.
HSUB fordert mehr Transparenz im Schweizerischen Stromsystem
Wer in der Schweiz genaueres über die Stromflüsse und die Stromherkunft erfahren will, stösst schnell an enge Grenzen. Eine Hauptquelle solcher Informationen könnte die Swissgrid sein, denn dort laufen sehr viele Informationen online zusammen. Als einzige öffentlich zugängliche Onlinedaten gibt die Swissgrid die aktuellen grenzüberschreitenden Stromflüsse (Import/Export) und die aktuellen Netzfrequenzen (schweizerisch und das Wide Area Monitoring) bekannt (https://www.swissgrid.ch/de/home/operation/grid-data/current-data.html#import-export). Im Rhythmus von 10 Sekunden können diese Daten angeschaut werden. Wer diese Daten systematisch sammelt, um damit die Entwicklung im zeitlichen Ablauf verfolgen zu können, wird erfahrungsgemäss gesperrt.
Wer mehr erfahren will, muss dies auf unterschiedlichsten Internetseiten von Elektrizitätsunternehmen und beim BFE suchen. Mit dem Energiedashboard Schweiz wurde in letzter Zeit eine Grobübersicht über viele Strom- und Energiebereiche geschaffen (https://energiedashboard.admin.ch/dashboard). Genauere Online-Informationen sind bis jetzt nicht erhältlich. Bisher unbekannt sind mir/uns die Möglichkeit längerfristige Entwicklungen zu verfolgen und zu vergleichen.
In unseren Nachbarländern Frankreich und Deutschland bestehen seit langem Informationsplattformen, die all diese Daten online mindestens im Stundenrythmus nachführen, für alle Interessierten zugänglich. Zusätzlich können diese Daten rückwirkend, aktuell bis 12 Jahre, abgerufen werden:
Deutschland z.B. auf https://www.agora-energiewende.de/daten-tools/agorameter/chart/today/power_generation/08.03.2024/11.03.2024/hourly
Frankreich z.B. auf https://www.rte-france.com/
https://www.rte-france.com/eco2mix/les-echanges-commerciaux-aux-frontieres#
Die HSUB versucht, dies bei Parlamentssessionen einzubringen.
Wetter verantwortlich für rund 30% der Stromausfälle in Europa
Eine Forschungsgruppe der ETH hat die 487 europäischen Stromausfälle der letzten 30 Jahre, sowie 14557 kleinere Vorfälle im italienischen Stromnetz, analysiert. Sie konnten zeigen, dass 30% der beobachteten Vorfälle durch das Wetter verursacht wurden. Insbesondere heftige Windböen, aber auch Gewitter und starker Schneefall führten zu Schäden am Stromnetz. Zwar konnten diese oft schnell wieder behoben werden, dennoch entstanden finanzielle Schäden und Stromverluste. Solche Wartungsarbeiten müssen bereits heute in die Berechnung des Mehrkostenfaktors (zumindest bei Mittelspannung und tiefer) bei der Abwägung zwischen Kabel- und Freileitung miteinfliessen. Mit dem Klimawandel könnten heftige Stürme zunehmen, die Prognosen sind hier allerdings noch unklar. Es besteht somit eine grosse Unsicherheit in der Berechnung des erwarteten Wartungsaufwandes, der die Rechnung in Zukunft in Richtung einer Kabelleitung verschieben könnte. Die HSUB hat daher bei der letzten Session des Parlaments eine Frage eingereicht, ob diese wetterverursachten Ausfälle vom Bundesamt für Energie in der Interessensabwägung in Betracht gezogen werden.
Link zur Studie
Neue Geschäftsleiterin
Seit dem ersten Januar hat die HSUB eine neue Geschäftsleiterin. Sie hat bei der HSUB in erster Linie das Sekretariat übernommen, inklusive Koordination neuer Anfragen, Mitgliederverwaltung, Vermittlung von Kontaktpersonen. Falls Sie also ein Anliegen, eine Anregung oder eine Frage an die HSUB haben, dürfen Sie sich gerne an Sarah wenden: info@hsub.ch.
Für Fragen und Anliegen melden Sie sich unter info@hsub.ch.
Freundliche Grüsse
Emmanuel Amoos,
Präsident HSUB