25. Newsletter im März 2021

Liebe Mitglieder und weitere Interessierte

Auch wenn ein grosser Teil des öffentlichen Lebens wegen Covid lahmliegt, laufen unsere Arbeit und natürlich die Projekte von Swissgrid weiter.

Verträgliche Starkstromleitung Reusstal
Nachdem das Bundesamt für Energie BFE Ende 2019 den Betroffenen erklärt hat, dass es «Nach Prüfung aller Aspekte und Abwägung aller Interessen» von einer Empfehlung für eine durchgehen-de Verkabelung im Planungskorridor Reusstal absehe, hat sich der Verein VSLR im November 2020 mit einem Brief an die Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga gewandt. Die Bundespräsi-dentin versicherte anfangs 2021 dem Verein, dass sich der Bundesrat bei der Prüfung mit den An-liegen der lokalen Bevölkerung sorgfältig auseinandersetzen werde.
http://www.hsub.ch/Doc/Briefwechsel-VSLR-BR-Sommaruga.pdf

Wenn diese Antwort auch keine Garantie für eine Erdverkabelung beinhaltet, ist es VSLR doch gelungen die Aufmerksamkeit der UVEK-Chefin auf den breiten lokalen Widerstand zu lenken. Der Verein hat die Projektkosten von 180 Millionen mit Hilfe von Fachleuten hinterfragt und ist über-zeugt, dass «bei optimierter Linienführung sowie Kabel und Bautechnik, die Kosten massiv gesenkt werden könnten.». Gespannt erwartet der Verein nun auf die Antwort des Bundesrates. Sollte die negativ ausfallen, bleiben nur zwei Möglichkeiten: Die Kantone können notfalls nochmals ein Be-reinigungsverfahren verlangen, danach bleibt nur der Weg vors Gericht.

DOHA (Dättnau ohne Hochspannungs-Anlagen)
Der Winterthurer Stadtteil Dättnau hat über 3500 Einwohner und wird von zwei 110 kV-Axpo-Leitungen und einer Swissgrid 220 kV-Leitung überspannt. Diese Leitungen beeinträchtigen die Lebensqualität der Bewohnenden stark (Koronageräusche, Elektrosmog, Bauverbote durch Ser-vitute, Unfallbedenken, optische Verunstaltung etc.). Dazu kommt für direkt betroffene Grundstücke eine massive Wertverminderung. Damit diese Leitungen endlich einmal aus dem Quartier ver-schwinden, wurde von Christoph Tanner das DOHA-Projekt injiziert, welches auch vom Quartier-verein Dättnau-Steig (QVDS) getragen wird. https://daettnau.org/news/doha.html

Vor zwei Jahren hatte die DOHA-Gruppe den Gesamtstadtrat Winterthur gebeten, man möge doch seitens Stadt mit den Netzbetreibern Kontakt aufnehmen und prüfen, ob die Leitungen evtl. in den geplanten Brüttener Tunnel verlegt werden könnten. Auch HSUB unterstützte die Gruppe und lie-ferte wertvolle Inputs. Am 14.1.2021 hat nun endlich eine erste Diskussionsrunde zwischen den vier beteiligten Akteuren: Stadt Winterthur / SBB / Swissgrid und Axpo, stattgefunden. Nachfolgend eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte aus dieser Sitzung:
Um die 220 kV-Leitung der Swissgrid vom gesamten Dättnauer Tal zu entfernen, könnte der ge-plante Brüttener Tunnel eine Option sein. Swissgrid signalisiert Interesse für die Nutzung des Tun-nels, betont aber, dass dies nicht gleichbedeutend sei mit der sicheren Entfernung der Dättnauer Leitung. Swissgrid bleibt diesbezüglich mit der SBB im Gespräch und präsentiert bis 2023, im Rahmen der Netzwerkstrategie 2040, erste Resultate zu möglichen Tunnelnutzungen.
Für die Axpo ergibt eine Tunnelvariante weniger Sinn, da der bestehende Leitungsverlauf ungüns-tig ist. Eine Erdverkabelung im Dättnau ist denkbar, müsste aber fremdfinanziert werden.
Diese technischen Aussagen entsprechen genau dem, was die DOHA-Gruppe schon lange als Lösungsvision propagiert. Nun muss Druck auf Swissgrid aufrecht erhalten werden, denn wenn 2023 kei-ne Dättnauer-Lösung vorliegt, ist der Handlungsspielraum enorm kurz: 2025 muss klar sein, ob der Tunnel mit oder ohne Leitungen gebaut wird.
Am 04.03.2021 hat eine Informationsveranstaltung für die Dättnauer Leitungs-Anwohner stattgefunden. Dabei wurden die Leute von der Anwältin S. Eggenschwiler-Suppan informiert, welche Möglichkeiten sie haben, bezüglich Abgeltung und Verlängerung der Durchleitungsrechte. Auch so wird Druck auf die Netzbetreiber aufgebaut um eine Verkabelung zu erreichen

Zwei Vorstösse (Postulate) auf nationaler Ebene:
«Methode zur Ermittlung des (Geld-)Wertes der Landschaft»
«Bericht über den technischen Fortschritt bei Erdverkabelungen»
Auch im letzten Jahr hat unser Präsident Mathias Reynard uns wieder mit wichtigen Vorstössen im nationalen Parlament unterstützt. Gleich zwei hat er im Sommer 2020 eingereicht.
Unser langjähriges Anliegen, dass die Landschaft einen Wert erhält gegenüber der Wirtschaft hat er im Vorstoss «Methode zur Ermittlung des (Geld-)Wertes der Landschaft» aufgenommen.
«Der Bundesrat wird beauftragt, eine Studie durchzuführen mit dem Ziel, eine allgemein anerkann-te Methode zur Ermittlung des (Geld-) Werts der Landschaft zu entwickeln. Damit liesse sich der Wert einer Landschaft schätzen und die finanziellen Auswirkungen gewisser Infrastrukturen auf die Region und deren Tourismus ermessen.»
Dieser Vorstoss hat der Bundesrat ablehnend beantwortet. https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20203867

Der zweite Vorstoss, der einen Bericht über den technischen Fortschritt bei Erdverkabelungen for-dert, auch der wurde vom Bundesrat ablehnend beantwortet. Begründung: Im SÜL-Verfahren (Sachplan Übertragungsleitungen) werde von einer breit abgestützten Begleitgruppe (eine einzige Vertretung der Naturschutzorganisationen ist drin!) die verschiedenen Planungsgebiete von Leitungsprojekten geprüft und das genüge.
https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20203869
Beide Postulate wurden noch nicht im Parlament beraten.

Sie sehen, die Arbeit geht uns nicht aus und es braucht einen langen Atem.