Liebe Mitglieder und weitere Interessierte
Im Moment findet die Auseinandersetzung um Hochspannungsleitungen vor allem im Wallis statt. Die Freileitung Chamoson-Chippis und die Gommerleitung sind höchst umstritten. Die Beschwer-den der Gegner sind beim Bundesverwaltungsgericht bzw. Bundesgericht.
Leitung Chamoson-Chippis beim Bundesgericht
Zwischen Chamoson und Chippis ist der Bau einer 27,5 Kilometer langen Hochspannungsleitung seit langem geplant – die öffentliche Auflage fand 2002 statt! Mitte 2010 wurde das Vorhaben vom Bundesamt für Energie BFE genehmigt. Das Vorhaben umfasst eine 380kV-Leitung und die Bündelung der bestehenden Leitungen auf einem gemeinsamen Trasse. Das Bundesgericht hat 2013 bestätigt, dass die Leitung als Freileitung gebaut werden darf und nicht in den Boden verlegt werden muss. Anfang 2015 hat das BFE eine erneute Plangenehmigung erteilt. Gegen diese ist beim Bundesverwaltungsgericht Beschwerde eingereicht worden, die Ende letzten Jahres vom Bundesverwaltungsgericht abgewiesen wurde. Der Verein «Sauvegardons le Coteau Valaisan» (Rettet die Walliser Landschaft) hat Ende Januar beim Bundesgericht erneut Rekurs eingelegt. Aus seiner Sicht besteht keine Dringlichkeit, diese Leitung so schnell wie möglich zu bauen, wie das die Gerichte in ihren Entscheiden behauptet haben. Gérard Gillioz, Präsident, weist darauf hin, dass – wie an vielen anderen Orten – die angebliche Dringlichkeit schon seit 1992 besteht, ohne dass sie verifiziert worden wäre oder Bestand gehabt hätte. Für die Leitung wären Anschlüsse im Norden gegen die Gemmi hin oder nach Osten Richtung Oberwallis nötig und beide sind noch gar nicht erstellt. Die meisten der betroffenen Gemeinden wünschen die unterirdische Verlegung. Im Kantonsrat wurde zudem ein Postulat überwiesen, dass den Kanton beauftragt, sich bei Doris Leuthard für eine Erdverlegung einzusetzen.
Die verschiedenen lokalen Widerstandsgruppen haben sich kürzlich zu zusammengeschlossen unter dem Namen «ASSOCIATION THT SOUS TERRE VALAIS». Präsident dieser Vereinigung ist der Gemeindepräsident von Grône, Marcel Bayard. Diese Gruppe ist neu Mitglied von HSUB.
Teilverkabelung Gommerleitung
Die vom Bundesgericht 2013 angeordnete und 2014 fertiggestellte Studie für eine Teilverkabelung der 380/132/65-kV-Leitung Mörel-Ulrichen (Gommerleitung) zwischen Mörel und Ernen/Fiesch wurde nach mehr als zwei Jahren für die Entscheidungsfindung vom BFE abgelehnt und die Plangenehmigung für die ursprüngliche Freileitung erteilt. Aus guten Gründen wurde gegen diese Verfügung beim BVGer Rekurs erhoben. Insbesondere hatten die SBB wider besseres Wissen behauptet, dass die SBB-Leitung unter keinen Umständen verkabelt werden könne und als Freileitung geführt werden müsse. Mit den aufgezeigten möglichen Optionen soll die durchgehende Verkabelung einschliesslich der SBB-Leitung vom Unterwerk Mörel bis Unterwerk Ernen bewilligt werden. Die Beschwerde liegt nun bei den Gegenparteien und den involvierten Bundesämtern.
380kV-Leitung Beznau-Birr: Teilverkabelung «Gäbihubel» wird endlich realisiert
Nach jahrelangem Ringen (2011 hat das Bundesgericht die Erdverlegung verfügt) kann nun die Teilverkabelung von 1,3 km bei Riniken realisiert werden. Nach der Inbetriebnahme der 380kV-Leitung wird die bestehende 220kV-Leitung, die heute über das Siedlungsgebiet der Gemeinde Riniken verläuft, zurückgebaut werden. Swissgrid will mit dem Teilverkabelungsprojekt wichtige Erkenntnisse (ua. zur Auswirkung der Kabelleitung auf den Boden) gewinnen.
Reusstal Leitung Niederwil – Obfelden
Die bestehende Leitung soll aufgerüstet werden. Das Projekt sieht den Ausbau, bzw. den Ersatz der bestehenden, rund 17 Kilometer langen 220kV Leitung zwischen Niederwil (AG) und Obfelden (ZH) durch eine 380 kV-Leitung vor. Die Leitung gehört zu den neun prioritären Leitungsbauvorhaben gemäss «Strategisches Netz 2025».
Swissgrid hat nun innerhalb des Planungsgebiets mögliche Korridorvarianten für Kabel- und Freileitungstrassen ausgearbeitet. Vor der Bewertung durch die SÜL- Begleitgruppe wurden diese den lokalen Behörden und Verbände vorgestellt und diese zur Stellungnahme aufgefordert. Swissgrid bezweckt mit diesem Vorgehen einen offenen Dialog mit der betroffenen Region. Die Akzeptanz des Netzausbaus soll damit verbessert werden.
Der Verein «Verträgliche Starkstromleitung Reusstal» VSLR hat bereits Stellung bezogen und dezidiert festgehalten, dass nur Korridore mit Erdkabelleitungen akzeptabel seien. VSLR bittet die betroffenen Verbände und Behörden, dieses Anliegen zu unterstützen.
Leitung Wattenwil-Mühleberg
Ende November wurde von der BKW den betroffenen Gemeinden mitgeteilt, dass die Leitung nun für die Versorgung zwischen Thun und Bern unverzichtbar ist und saniert werden muss. Eine umfassende Analyse mit Varianten für die Modernisierung der Leitung wurde durchgeführt. Anfang 2017 wird mit Instandhaltungsmassnahmen begonnen. Die BKW verspricht, dass die Leitung sich nicht verändern wird, die Masten und Portale, die Stromstärke und auch die Spannung gleichbleiben. Dass die Leitung schon heute an mehreren Orten die NIS-Werte überschreitet, ist kein Thema. Als «alte» Leitung hat sie diese nicht einzuhalten, auch wenn sie saniert wird. Was die Abschaltung des AKWs Mühleberg für Folgen für die Leitung hat, ist kein Thema.
Widerstand in Deutschland führt zu Erdverkabelung
Deutschland baut zwei gigantische unterirdische Stromtrassen quer durch das Land. Im 2017 soll der exakte Verlauf der beiden Leitungen, geplant von den Stromnetzbetreibern Tennet und Transnet, vorliegen. Die neuen Leitungen sind dringend nötig, um die deutsche Energiewende voranzu-treiben. Die steigende Zahl Windparks an der Nord- und Ostsee produzieren gewaltige Mengen von Strom. Über die beiden Trassen soll der Strom in den industriereichen Süden von Deutschland transportiert werden. Dank dem jahrelangen Widerstand der Bevölkerung, war das Projekt lange blockiert. Die Regierung hat nun eingewilligt, die Leitung in die Erde zu verlegen.
Vorstoss von Nationalrat Mathias Reynard zur Leitung Chamoson-Ulrichen
Der Vorstoss beauftragt den Bundesrat zu prüfen, ob der Bau einer unterirdischen Leitung auf dem gesamten Trassee zwischen Chamoson und Ulrichen in die Planung des Schweizer Stromnetzes aufgenommen werden kann. Mathias Reynard begründet den Vorstoss damit, dass die Freileitung zahlreiche negative Auswirkungen auf die Bevölkerung entlang der Leitung hat (Gesundheit, Lärmbelastung), dass sie eine grosse Beeinträchtigung des Landschaftsbildes und der Umwelt bedeutet und unmittelbar Auswirkungen auf den Tourismus und den Wertverlust der Liegenschaften zur Folge hat. Zudem ist das Bauverfahren der Leitung Chamoson Chippis seit Jahren hängig und Studien haben gezeigt, dass eine Erdverlegung der Leitung möglich ist.