17. Newsletter im Oktober 2016

Liebe Mitglieder und weitere Interessierte

Mathias Reynard; Nationalrat VS, ist neuer HSUB-Präsident
An der achten Hauptversammlung vom 18. Juni in Fribourg wurde unser Präsident Jean-François Steiert nach sechs Jahren im Amt mit grossem Applaus verabschiedet. Er hat wesentlich dazu beigetragen, dass unsere Vereinigung auf nationaler Ebene, bei den Stromproduzenten und beim Bundesamt für Energie als kompetenter und ernst zu nehmender Verein wahrgenommen wird. Einstimmig haben wir danach Mathias Reynard, Nationalrat aus Savièse (VS) zu seinem Nachfolger gewählt. Mathias Reynard ist von Beruf Lehrer und seit 2011 im Nationalrat. Im Kampf gegen eine Hochspannungs-Freileitung im Wallis hat er sich bereits einen Namen gemacht. Wir sind überzeugt mit ihm wieder einen engagierten und kompetenten Präsidenten zu haben.

Reusstal Leitung Niederwil – Obfelden
Die bestehende 17km lange 220 kV Leitung soll auf 380 kV aufgerüstet werden. Diese Leitung gehört zu den neun prioritären Leitungsbauvorhaben der Swissgrid für das «Strategische Netz 2025». Der Verein Verträgliche Starkstromleitung Reusstal, VSLR fordert seit Jahren die Erdverlegung dieser Leitung. Die Begleitgruppe SÜL hat dafür ein Planungsgebiet vorgeschlagen welches nachträglich – auf Grund von VSLR- Interventionen – ins Bünztal ausgeweitet wurde. Dort scheint die Erdverlegung der Leitung technisch einfacher umsetzbar. Der Bundesrat hat diesen Vorschlag unterstützt und das erweiterte Planungsgebiet im Sachplan Übertragungsleitungen (SÜL) festgesetzt. Damit kann nun die Erarbeitung von Planungskorridoren sowohl für Freileitungen wie Kabelleitungen oder teilverkabelte Leitungen erarbeitet werden. Die Gemeinden im Bünztal/Oberfreiamt sind zwar nicht sehr erfreut über die Ausweitung des Plangebiets, würden aber für eine erdverlegte Leitung allenfalls Hand bieten. Anfang 2017 werden die betroffenen Gemeinden und Organisationen über konkrete Trassevorschläge informiert und zur Stellungnahme eingeladen. Diese Stellungnahmen werden der zuständigen Begleitgruppe dann zugestellt.
Teilverkabelung Gommerleitung
Das Bundesamt für Energie BFE hat «zur Gewährleistung des rechtlichen Gehörs» einen Brief verschickt, welcher als notwendiger rechtlicher Schritt anzusehen ist vor der Publikation eines Plangenehmigungsentscheids. Die Verkabelungsstudie von 2014 hatte drei Verkabelungsvarianten hervorgebracht. Das BFE scheint nun die Minimalvariante zu bevorzugen, welche aber von der betroffenen Gemeinde Grengiols nur unter zusätzlichen Bedingungen akzeptiert werden könnte. In der Begleitgruppe der Studie war eine längere Verkabelungsvariante mit optimalem landschaftsschützendem Ergebnis favorisiert worden; auch die Swissgridvertreter waren für diese Variante offen. Die Privateinsprechenden, die vom Bundesgericht Recht bekommen hatten, sind mit diesem willkürlich einschränkenden Vorentscheid des BFE nicht einverstanden. Die eingeforderten Stellungnahmen werden vom BFE nicht kommentiert oder diskutiert. Es zeichnet sich ein weiterer Gerichtsgang ab, der mit einem einsichtigeren Entscheid des BFE vermeidbar wäre.

Die klassische Stromproduktion defizitär?
Kritische Aussagen aus der Chefetage der BKW Konzernchefin Suzanne Thoma bemerkt im Interview mit «Der Bund» vom 9. Juli 2016, dass die klassische Stromproduktion in den nächsten Jahren defizitär sein wird. Deshalb ist die Strategie des Konzerns, Unternehmen aufzukaufen, die einen Bezug zur Energie haben. Langfristig stelle sich für die BKW die fundamentale Frage, ob die Stromproduktion in zentralen Grosskraftwerken überhaupt noch eine Zukunft hat. Die Energie- Welt sehe heute anders aus, als vor ein paar Jahren, als die BKW noch ein neues Atomkraftwerk plante und in die Wasserkraft an der Grimsel in- vestieren wollte. Die BKW spreche heute von dezentraler Produktion, von Prosumern – Haushalten, die Solarenergie produzieren, aber auch Strom aus dem Netz beziehen – von neuen Speichertechnologien und von grossen Investitionen in neue erneuerbare Energien. Vor diesem Hintergrund müsse die BKW den Veränderungsprozess mitmachen und aus den Chancen, die sich bieten den bestmöglichen Nutzen ziehen.

Dezentrale Stromproduktion ist Zukunft und attraktiv
In die gleiche Richtung stösst eine repräsentative Umfrage aus Deutschland, in der mehr als 1000 Verbraucher befragt wurden. 84% der Befragten gaben an, dass sie für den Ausbau der dezentralen Stromversorgung sind. Die Mehrheit der Verbraucher wünscht Strom selbst produzieren zu können und nicht mehr von den Grosskraftwerken abhängig zu sein. Sie fordern die Abkehr von Grosskraftwerken wie Atom- und Kohlekraftwerke. Sie bevorzugen die kleinen dezentralen Einheiten zur Stromerzeugung. 25% aller Immobilienbesitzer wollen gemäss Studie in den kommenden fünf Jahren Solarzellen auf dem Dach installieren. 20% wollen eine Anlage zur Warmwassererzeugung durch Sonnenenergie einbauen. 12 % denken sogar daran ein Mini- Blockheizkraftwerk zu betreiben. Dezentrale Stromproduktion als Zukunftsmodell Thomas Lenke, Leiter des Bereichs Übertragungs- und Verteilnetze bei Acceture bemerkt dazu, dass Energieversorger und Netzbetreiber Ihre Netze auf den immer grösser werdenden Anteil an dezentraler Energieerzeugung in der Niederspannungsebene vorbereiten müssen. Sie sollten schon jetzt massiv in die Modernisierung der vorhandenen Infrastruktur investieren, wenn sie für die Zukunft parat sein wollen. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis sich intelligente Netze durchsetzen und sich daraus höchst lukrative Geschäfte entwickeln. Wir fragen uns, ob Swissgrid diese Zeichen der Zeit noch nicht erkannt hat. Sie will (gegen den Widerstand der Betroffenen) weiter an ihrem «Strategischen Netz 2025» bauen, welches veraltet ist, bevor es gebaut ist.