15. Newsletter im August 2015

Liebe Mitglieder und weitere Interessierte

«Hochspannung unter den Boden – eine Sichtweise des BFE» dieses interessante Referat hielt Herr Thomas Oswald, Leiter Sektion Elektrizitäts-, Rohrleitungs- und Wasserrecht des Bundesamtes für Energie BFE an unsere Hauptversammlung vom 27. Juni 2015 in Köniz. Hauptinhalte waren die parlamentarischen Vorstösse auf eidgenössischer Ebene und die vom BFE daraus gezogenen Folgerungen. Mehr dazu auf unserer Website. Aufgrund des Referates wollen wir nochmals das Gespräch mit dem BFE zu suchen.

Swissgrid konzentriert sich auf wenige wichtige Leitungen
In der Pressemitteilung vom 30. April 2014 teilt Swissgrid mit, dass sie sich auf wenige wichtige Leitungen konzentrieren will. Einmal mehr zeigt es sich, dass sich unser Einsatz lohnt. Swissgrid hat eine – von uns schon längst geforderte – gesamtschweizerische Netzplanung angegangen. Leitungen, die bisher als unverzichtbar galten (und wir immer in Frage gestellt haben), sind plötzlich verzichtbar oder müssen nicht ausgebaut werden. In unserer Medienmitteilung haben wir diesen Schritt begrüsst und gefordert dass mit den eingesparten Geldern die verbleibenden Projekte unter Einbezug der Bevölkerung erdverlegt werden sollen.
FAZIT: mit unserem Widerstand haben wir Leitungen verhindert, die heute als nicht notwendig erklärt werden und der Schweiz Hunderte von Millionen Franken unnötiger Ausgaben gekostet hätten. Widerstand lohnt sich immer wieder auch dann, wenn er angesichts der Kräfteverhältnisse anfangs wenig erfolgversprechend scheint!

Leitung Mühleberg-Wattenwil
Eine dieser Leitungen, die nicht ausgebaut werden müssen ist die Leitung Wattenwil-Mühleberg. Sie ist nun wieder im Besitz der BKW und soll saniert werden. Für die Gegner der Leitung ist das leider keine gute Botschaft. Erstens besteht die Gefahr, dass die Leitung bei der Sanierung aufgerüstet wird und zweitens muss sich die BKW bei der Sanierung nicht an die NIS-Verordnung aus dem Jahr 2000 halten die den Grenzwert von einem Mikrotesla vorschreibt. Für die Sanierung gelten noch die alten Grenzwerte. D.h. an verschiedenen Stellen überschreiten die magnetischen Felder bereits heute den Grenzwert von einem Mikrotesla und das wird so bleiben, ev. durch die sanierte Leitung noch verschärft werden. 2016 wird das Projekt vorliegen. Die BKW rechnet mit einer Umsetzungsdauer von 2 – 3 Jahren.

Leitung Airolo – Lavorgo (Leventina)
In der Leventina soll über 22 km eine 380 kV-Leitung errichtet werden. Auf dem gleichen Gestänge wird auch eine 132kV-Leitung der SBB mitgeführt. Die bestehende Freileitung von 220kV wird zurückgebaut. Im 2012 wurde das Projekt erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Sofort regte sich der Widerstand von Seiten der betroffenen Bevölkerung und der Gemeinden, aber auch von den Umweltschutzverbänden Pro Natura, WWF und der Stiftung Landschaftsschutz. Die neue Leitung führt nicht nur durch die zahlreiche Gemeinden sondern auch durch acht sensible Naturreservate. Im 2012 forderte auch der Tessiner Regierungsrat die Prüfung einer Erdverlegung. Inzwischen ist vom BFE in Zusammenarbeit mit dem Kanton Tessin, Swissgrid, dem Elektrizitätswerk AET sowie der SBB eine umfassende Studie erarbeitet worden. Aus der Studie sei nun eine zufriedenstellendere Lösung für die Linie Airolo- Lavorgo hervorgegangen, teilt Swissgrid im Juni dieses Jahres mit. Für gewisse Naturreservate sowie einige Wohn- und Gewerbegebiete in der Leventina sei eine bessere Lösung gefunden werden. Im Juni wurde die Bevölkerung über die Linie informiert.

Reusstalleitung (Aargau)
Ganz aktuell haben die kantonalen Behörden mitgeteilt, dass das Planungsgebiet für die neue Hochspannungsleitung angepasst werden soll. Damit wurde ein Anliegen des Vereins «Verträgliche Starkstromleitung Reusstal», VSLR aufgenommen. VSLR hatte gefordert, dass das Planungsgebiet so zu gestalten sei, dass darin auch eine ökologisch sinnvolle und finanziell tragbare Erdverkabelung realisierbar sei. Dies wäre im ursprünglich gewählten Plangebiet wegen grossen Wald- und Baugebieten nicht leicht umsetzbar. Leider konnte VSLR dieses Anliegen nicht schon in der Begleitgruppe, sondern erst im ordentlichen Mitwirkungsverfahren des Kantons einbringen. Schade um den damit verbundenen Zusatzaufwand und Zeitverlust!

Übertragungsleitung Chamoson-Chippis – der Kampf geht weiter
Wie im letzten Newsletter berichtet, haben das Bundesverwaltungsgericht sowie das Bundesgericht den Bau der Freileitung grundsätzlich unterstützt mit verschiedenen Auflagen. Der Kampf der Walliser gegen die Leitung geht nun aber in eine weitere Runde: Gegen die Baubewilligung sind zahlreiche Einsprachen beim Bundesverwaltungsgericht eingegangen. Dieses hat daraufhin in einer Zwischenverfügung die aufschiebende Wirkung erteilt.
Das BFE hatte gefordert, Massnamen zur Lärmverminderung vorzukehren (Knistern der Leitung bei bestimmten Bedingungen). Die Projektanten wollen dieser Forderung nachkommen durch dickere Leiterseile. Das BFE befand, dass wegen den dickeren Seilen, die von Auge kaum wahrnehmbar sind, das neue Projekt nicht wieder aufgelegt werden muss. Genau dies haben die 18 Beschwerdeführenden vor Bundesverwaltungsgericht gerügt. Sie fordern, dass das Projekt nochmals aufgelegt wird.

Gommerleitung
Am 22. Januar 2015 wurde die Verkabelungsstudie zum Abschnitt Mörel-Ernen den Entscheidungsbehörden (BFE, BAFU, ARE, BAV, ElCom) durch Swissgrid vorgetragen; die Einsprechenden konnten ihre Argumente zugunsten der Verkabelung auch persönlich einbringen. Die vom BFE beabsichtigte «zeitnahe» Entscheidung über die Varianten ist immer noch ausstehend. Die Anzeichen vom BFE, dass die Entscheidung über die Verkabelung schwer fällt, deutet darauf hin, dass unsere Argumente Gewicht haben. Im Rahmen der Energiestrategie 2050 ist wohl die erhebliche Stromeinsparung mit der Verkabelung von Bedeutung, wie das von HSUB schon lange argumentiert wurde und mit der Verkabelungsstudie und den Berechnungen von der Stiftung Landschaftsschutz quantitativ belegt wurde. HSUB wird die Einsprechenden weiter unterstützen.
Am 24. September 2015 gibt es in Ernen von Swissgrid eine «Information über den aktuellen Stand und die Realisierung der Gommerleitung». Es soll vorgestellt werden, wie die Realisierungsphasen der Leitung ablaufen werden und welches die nächsten Schritte für den Teilabschnitt Mörel-Ernen sind.